Gebäude bauen, betreiben und abreißen – all das kostet uns Ressourcen und macht einen großen Anteil der globalen Treibhausgasbilanz aus. Radikales Umdenken und innovative Lösungen sind gefragt, und zwar auf technischer und sozialer Ebene.
Ziel der aws Building(s) Tomorrow Initiative ist es, österreichische Innovationspotentiale in der technischen Entwicklung und in den ersten Phasen der wirtschaftlichen Umsetzung zu erkennen und zu fördern. Mit Maßnahmen zu Bewusstseinsbildung, Vernetzung und Know-how-Austausch sowie monetärer Förderung sollen disruptive Innovationschancen im Gebäudesektor gezielt adressiert werden. Damit will die aws einen Beitrag zur Transformation zu einem ökonomischen, ökologischen und sozial gerecht(er)en Gebäudesektor leisten und proaktiv unterstützen.
Förderungsangebote und Informationen aus dieser Initiative des Wissenschaftsfonds FWF
Förderungsangebote und Informationen aus dieser Initiative der FFG
Förderungsausschreibung
Der erste Fördercall (aws Building(s) Tomorrow Challenge) startet voraussichtlich im am 22. Februar 2024.
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aws Building(s) Tomorrow
Hintergrund und Motiv
Der Gebäudesektor stellt mit einem Umsatz von ca. EUR 68 Mrd. einen ausgesprochen großen Wirtschaftszweig in Österreich dar (siehe Studie Aman 20231). Gleichzeitig ist die Bauindustrie bekanntermaßen stark von traditionellen Praktiken geprägt. Im österreichischen Vergleich wies die Baubranche 2019 eine F&E-Quote von nur 0,7 % auf, und liegt damit neben Landwirtschaft und Bergbau, im unteren Bereich.2
Es gibt jedoch Zeichen, dass die Baubranche sich stark verändern muss – und auch möchte. So geht in einer Branchen-Befragung aus dem Jahr 2022 die Mehrheit davon aus, dass sich in den kommenden Jahren sich neue Geschäftsfelder entwickeln werden. Bereits jetzt wird auch dem Thema Nachhaltigkeit eine größere Wichtigkeit zugesprochen.3
Die aws plant gemeinsam mit dem Wissenschaftsfond FWF, Unterstützungshilfe für österreichische Innovationstreibende in der Baubranche. Mit Beginn nächsten Jahres sollen besonders innovative und disruptive Ideen gefördert werden. Im Fokus werden die Themen Nachhaltigkeit sowie Kollaboration stehen, der Fördercall wird in Form einer Challenge ausgeschrieben werden.
1 Quelle: Aman (2023): Kurzstudie "Ökosystem Gebäudesektor (‚Building Technology‘) in Österreich, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH
2 Statistik Austria (2023) / Studie zum Gebäudesektor des Instituts für Bauen, Immobilien und Wohnen
3 https://www.pwc.de/de/managementberatung/capital-projects-and-infrastructure/herausforderungen-der-deutschen-bauindustrie.html
Viele Gebäude sind unzureichend gedämmt, die Heizungssysteme basiert sehr oft auf fossilen Quellen. Auch entsteht eine große Menge „graue“ Emissionen durch den Bau, aber auch durch den Abriss von Gebäuden. Insbesondere ist hier Zement als Hauptrohstoff für Beton hervorzuheben. Die Herstellung ist nicht nur energieintensiv, auch rein chemisch können zwei Drittel der Zement-Emissionen gar nicht erst verhindert werden.
Insgesamt sind Gebäude und die Bauwirtschaft für rund 40 % der globalen Treibhausgase verantwortlich. Der Sektor ist also noch vor Industrie und Transport der größte Klimawandeltreiber.4
Die Lösungsansätze zur Dekarbonisierung des Sektors sind vielfältig. Beispiele sind der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen für Heizen und Kühlen, Maßnahmen für effizientes Energiesparen in Gebäuden, Vermeidung emissionsintensiver Baustoffe und Carbon Capture in der Zementproduktion.
4 United Nations (2022): Global Status Report for Buildings and Construction
Neben Treibhausgasemissionen hat der Bausektor auch eine negative Rolle in der derzeitigen Biodiversitätskrise zu spielen. Gebäude brauchen nämlich Platz – und in Österreich wird häufig wertvoller Boden für diese versiegelt. Dieser Boden ist nicht nur Kohlenstoffspeicher, sondern ist in vielen Fällen auch Heimat für Flora und Fauna.
Innovationen sind hier in neuen Raumplanungskonzepten, Nutzungsmöglichkeiten leerstehender Gebäude und der Schaffung von Lebensräumen durch Gebäudebegrünung zu finden.
Der Bausektor in Österreich verzeichnet einen erheblichen Ressourcenverbrauch und ist für fast zwei Drittel des Gesamtabfallaufkommens verantwortlich. Um Kreislaufwirtschaft ganz zu denken, muss hier nicht nur auf mehr Recycling und Wiederverwertung geachtet werden, sondern diese Themen schon in der Planung mitgedacht werden.
Durch planerische Methoden können beispielsweise schon in der Planungsphase erheblich Ressourcen gespart werden. Auch die Verwendung von nachhaltigeren Materialien, und Innovationen hinsichtlich verbesserter Rückbaubarkeit von Gebäuden sind Teil der Kreislaufwirtschaft im Gebäude- und Bausektor.5
5 Umweltbundesamt (2021): KreislaufBAUwirtschaft
Neubauten haben einen wesentlich geringeren Energieverbrauch - und daher auch eine bessere Klimabilanz – als (sanierte) Altbauten. Jedoch ist die Rechnung nicht ganz so einfach: Obwohl der Betrieb effizienter ist, steckt in jedem Bestandsgebäude eine große Menge grauer Energie. Dies entspricht der Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung beim Gebäudebau angefallen ist. Prinzipiell ist daher aus klimatechnischer Sicht, Sanierung vorzuziehen.
Gleichzeitig sorgen bei der Dekarbonisierung des Bestandes weniger technische, sondern vor allem wohnrechtliche und anderweitige Barrieren für Schwierigkeiten in der Umsetzung. Besonders für einkommensschwache Haushalte darf durch Sanierungsprozesse die Leistbarkeit des Wohnens nicht gefährdet werden, was auch den Bedarf nach innovativen Finanzierungslösungen antreibt.6
6 Amann (2023): Kurzstudie „Ökosystem Gebäudesektor (‚Building Technology‘) in Österreich, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH
Digitaler Gebäudepass, Building Information Modelling und 3D-Druck – wer Fachzeitschriften folgt, könnte meinen die Baubranche ist an der Spitze der Digitalisierungsoffensive. In der Praxis sieht dies jedoch anders aus: Digitalisierung passiert eher langsam und auf inkrementeller Ebene.7 Gerade aber die Digitalisierung könnte durch Erhöhung der Transparenz von umweltrelevanten Daten, Dekarbonisierung und ESG-Berichterstattungen erleichtern.
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