Gregor Weisgrab und Diego Castañeda-Garay vor einem in Betrieb genommenen 3-D-Biodrucker bei einem Kunden in den Niederlanden © Biomotion Technologies
Das Bild zeigt das Rendering eines 3-D-Biodruckers von Biomotion Technologies. Zu sehen ist ein quaderförmiger Kasten mit dem Volumen mehrerer Hutschachteln. Die Hülle des Druckers ist abnehmbar und großteils transparent. Innen befinden sich Druckkopf, Schlitten und Materialträger. © Biomotion Technologies
Das Bild zeigt eine Petrischale mit einem Produkt aus Biodruck. In der geschlossenen Petrischale ist ein pillenförmiger weißer Fleck zu sehen. © Biomotion Technologies

Biomotion Technologies

Das Wiener Start-up entwickelt 3-D-Biodrucksysteme mit integrierter Qualitätssicherung, die erstmals eine standardisierte Produktion von Humangewebe für die Biotechindustrie erlaubt.

aws Preseed | 2023 | Deep Tech | Wien


Im ersten Quartal 2024 wurden in Salzburg in zwei Fällen ganze Schädelknochen transplantiert, die in 3-D hergestellt worden waren. Die Vorstellung, Hautpartien, Knorpel oder Knochen drucken zu können, eröffnet neue Dimensionen in der Heilung und Forschung. Wie das Salzburger Beispiel zeigt, ist Kunststoff bereits im OP angekommen. Der nächste Schritt ist, lebendiges Material drucken und verabreichen zu können. Die Übertragung der artifiziellen Gewebemodelle aus der Forschung in die Produktion kämpft allerdings mit einem schwerwiegenden Hindernis: Für eine Serienproduktion der 3-D-Druckmodelle mangelt es in manchen Bereichen an Reproduzierbarkeit und Wiederholgenauigkeit. Kunststoff-3-D-Druck ist bereits gut vorhersehbar. Beim Druck von lebendigen Materialien, wie Zellen und Biomaterialien, ist es schwieriger, eine verlässlich gleichbleibende Produktion zu etablieren. Biodruckserien weisen Gewichtsvariationen von bis zu 20 % auf.


Für Unternehmen, die Gewebemodelle produzieren, bedeutet das Qualitätsproblem der Biodrucke eine massive Verschwendung von wertvollem Patientenmaterial und Probleme bei der Zulassung des (Medizin-)Produkts. Gregor Weisgrab, der über Automatisierung im Tissue-Engineering promoviert hat, und der Chirurg Diego Castañeda-Garay gehen mit ihrem technologischen Ansatz einen anderen Weg: Biomotion Technologies entwickelt das weltweit erste Biodrucksystem, das eine qualitätsgesicherte gleichbleibende Produktion von Bioprintprodukten garantieren kann. Bisherige Lösungen am Markt erfüllen diese Vorgaben kaum bis gar nicht. Mit der Prozessinnovation kann eine GMP-konforme Produktion im Bereich des Biodrucks gestartet werden (GMP steht für „good manufacturing process“). Dies ist von besonderer Bedeutung, seit der FDA Modernization Act in den USA erlaubt, 3-D-gefertigte Gewebemodelle in präklinischen Studien einzusetzen.


Zahlreiche Möglichkeiten
Der OP-Saal ist für die Biodrucktechnologie mittel- bis langfristig das zentrale Einsatzgebiet. Aktuell findet der reproduzierbare Biodruck von Biomotion Technologies aber bereits Verwendung in Pharmaunternehmen, die in der Arzneimittelforschung Gewebetypen für Tests imitieren. Dabei reicht die Bandbreite von der Fertigung von Hautgewebe für die personalisierte Medizin bis hin zu 3-D-Krebsmodellen für Arzneimitteltests. Die Bioprinttechnologie des Wiener Start-ups ermöglicht auch die Vermengung von biologischen mit nicht biologischen Zellschnittstellen. Dabei können auf einem Mikrochip Arzneimittelstoffwechsel- und Toxizitätsstudien mit hohem Durchsatz durchgeführt werden – für forschende Unternehmen ein Zeit und Geld sparender Vorteil.
 

Vorhaben für die nächste Zeit
Mit Unterstützung der aws konnte die Technologie so weit ausgebaut werden, dass erste Kunden den 3-D-Biodrucker mit Prozessüberwachung im Forschungsalltag testen. Aktuell arbeitet das Unternehmen an der Zertifizierung des 3-D-Biodruckers nach geltenden Sicherheitsstandards. Gleichzeitig gilt es, Kundenreaktionen auf Testläufe einzuholen und die Entwicklung zu optimieren. Dabei steht der Ausbau des Prozessüberwachungssystems im Vordergrund. Produkte aus dem Wiener 3-D-Biodrucker sollen aus Forschersicht umfassend standardisiert und dokumentiert sein.

 

„Unsere Technologie hat das Potenzial zum Gamechanger in der industriellen Fertigung menschlicher Gewebemodelle. Durch die finanzielle Unterstützung der aws können wir unseren USP rasch ausbauen, um uns eine Vorreiterposition am Markt zu sichern.“
Gregor Weisgrab (CEO)

 

Tipp: Es ist entscheidend, eine solide technische Kompetenz in einem bestimmten Feld zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, nicht zwanghaft nach einer Unternehmensidee zu suchen, sondern den Fokus darauf zu legen, etwas zu schaffen, das man selbst wirklich nutzen will – und das für andere von Nutzen ist. Oftmals entstehen die besten Start-up-Ideen aus der persönlichen Begeisterung für ein bestimmtes Problem.


biomotion.tech

 

Newsletter

Jetzt registrieren und informiert bleiben! 

Jetzt anmelden!