elyte
Das Grazer Start-up entwickelt ein Testgerät zur schnellen Bestimmung der Kaliumkonzentration im Blut. Patientinnen und Patienten mit Herz- und Nierenerkrankungen können selber ihre Kaliumwerte überwachen.
aws Preseed | 2023 | Deep Tech | Life Sciences | Steiermark
Für viele weckt der Name Kalium nur eine entfernte Erinnerung an einen verdösten Chemieunterricht und irgendwelche Ordnungszahlen (K mit OZ 19). Für gar nicht so wenige ist der Kaliumwert aber eine Maßzahl fürs eigene Überleben. Kalium ist von zentraler Bedeutung für den Wasserhaushalt des Körpers. Das Element hat Einfluss auf den osmotischen Druck, wirkt mit am Gleichgewicht der Elektrolyte im Körper und ist am Säure-Basen-Haushalt beteiligt. Ein Ungleichgewicht des Kaliumspiegels kann zu Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand führen. Die Über- oder Unterversorgung ist oft das Ergebnis einer eingeschränkten Nierenfunktion und wird durch Medikamente und Ernährung weiter beeinflusst. Die Herausforderung: Der für den Gesundheitszustand wichtige Kaliumwert kann derzeit nur bei geplanten Ambulanzbesuchen und mit Laborausrüstung gemessen werden. Jetzt soll die Überwachung des Gesundheitszustandes dieser chronisch Kranken entscheidend verbessert werden. Das Start-up elyte entwickelt ein Gerät, das es ihnen ermöglicht, die Kaliumkonzentration in ihrem Blut zu Hause selbstständig zu messen. Sie können ihre kaliumbindenden Therapien selber kontrollieren und den Erfolg entsprechender Diäten messen. In der Folge sinkt die Hospitalisierungsrate, schwere Komplikationen werden seltener und die Patientensterblichkeit verringert sich. Zudem steigt die Lebensqualität der Betroffenen, weil die Auswirkungen von Medikamenten auf den Kaliumspiegel überwacht werden. Das Gefühl der Unsicherheit weicht.
Ein Fingerstich
KaliumForMe, so der Produktname des Geräts, basiert auf einer optischen Messtechnologie, die dem Gründungsteam zufolge „entscheidende Vorteile gegenüber alternativen Methoden der Mitbewerber“ aufweist. Die Schnelltestung erfolgt minimalinvasiv mit einem Tropfen Kapillarblut, das typischerweise durch einen kleinen Stich in die Fingerkuppe oder das Ohrläppchen gewonnen wird. KaliumForMe wird nach den Plänen von elyte als innovative Form des Homemonitorings exakt zu den kommenden Gesundheitskonzepten der Telemedizin passen. In Zukunft soll das Gerät Millionen von Patientinnen und Patienten ermöglichen, Elektrolyttests zu Hause durchzuführen.
Unbegrenzte Zielmärkte
Der Zielmarkt von elyte ist so groß wie die Zahl der Herz- und Nierenkranken. Weltweit gibt es schätzungsweise 37 Millionen Erwachsene mit Herzinsuffizienz. Von Nierenerkrankungen sind rund 700 Millionen Menschen betroffen. Und circa 40 % dieser chronisch Kranken leiden aufgrund der notwendigen medikamentösen Therapie an gefährlich erhöhten Kaliumwerten (Hyperkaliämie). Die Pharmaindustrie zeigt großes Interesse an einem Kaliummonitoring zu Hause, weil dadurch bestehende Medikationen fortgesetzt werden können und nicht unterbrochen werden müssen. Die Träger des Gesundheitssystems profitieren von der Reduktion der stationären Aufenthalte und dem Wegfall der unzähligen Laborbestimmungen, die für ein konventionelles Monitoring durchgeführt werden müssen. Die Patientinnen und Patienten schließlich gewinnen durch lückenloses und selbst verantwortetes Monitoring ihrer Kaliumwerte.
Aktuell konnte die elyte-Technologie im intensivmedizinischen Bereich am Patienten unter Beweis gestellt werden. Das Gründungsteam geht davon aus, dass Mitte 2025 auf der Basis eines bestehenden funktionalen Laborprototyps ein produktähnliches Testgerät vorhanden sein wird, mit dem präklinische und klinische Untersuchungen durchgeführt werden. Dann werden die für medizintechnische Produkte vorgeschriebenen Zulassungsverfahren in Angriff genommen.
„Mit unserem technologischen Konzept werden wir die Behandlungsmöglichkeiten von chronisch kranken Herz- oder Nierenpatientinnen und -patienten grundlegend verbessern. Erst durch die finanzielle und beraterische Unterstützung der aws wurden wir in die Lage versetzt, unser Unternehmen zu starten. Jetzt können wir unsere Visionen zum Wohle der Patientinnen und Patienten und zur Entlastung unseres Gesundheitssystems umsetzen.“ - Martin Ellmerer (CFO)
Tipp: Es ist vor einer Gründung gut zu überlegen, in welchem Entwicklungsstadium die Technologie sich befindet. Hilfreich ist es, bereits zu diesem Zeitpunkt Gespräche mit Investoren zu führen und sich zur Finanzierung und zur Vorgangsweise beraten zu lassen.