Valeriot
AutoVein von Valeriot ist ein neuartiges chirurgisches Instrument, das die atraumatische Entnahme von Venen für Herz- und Gefäßoperationen deutlich vereinfacht. Operationszeit und Heilungsprozess werden verkürzt.
aws Preseed | 2023 | Deep Tech | Life Sciences | Wien
Manche Formulierungen verbinden sich mit so eindringlichen Bildern, dass sie sprichwörtlich werden: Die „Operation am offenen Herzen“ steht in der Alltagssprache für eine heikle, umfassende und vor allem risikoreiche Prozedur. Das hat seinen Grund: Eine koronare Bypassoperation ist selbst mit den heutigen schonungsvollen Methoden ein schwerer Eingriff. Abgesehen von der Brustkorböffnung (Sternotomie) muss eine Vene aus dem Bein (Vena saphena magna) entnommen und ober- und unterhalb der blockierten Herzarterien angenäht werden. Die entnommene Beinvene wird also als Herzkranzgefäß verwendet.
Die Qualität der transplantierten Vene ist für die Herzfunktion von immenser Bedeutung. Das Wiener Start-up Valeriot hat ein neuartiges chirurgisches Instrument entwickelt, das die Qualität durch eine möglichst sanfte (atraumatische) Entnahme sicherstellt. AutoVein – so der Name des Instruments – ist so konzipiert, dass es dem Verlauf der Vene folgt, ähnlich wie ein Zug auf Schienen dahinfährt. Es ummantelt die Vene und schützt sie so vor Scher- und Zugspannung. Damit bei der Radiofrequenzablation der Seitenäste thermische Schäden vermieden werden – bei diesem Vorgang kommt hochfrequente elektrische Energie zum Einsatz, um kleine Bereiche durch Hitze zu veröden –, ist der Abstand der Elektroden zur Venenoberfläche vordefiniert. Gleichzeitig kontrolliert ein intelligentes Messsystem die Venenumgebung auf Nebenäste, um den Stromfluss nur bei Aufeinandertreffen mit den Venolen zu aktivieren. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass AutoVein durch sein spezielles Design automatisch „no-touch harvesting“ erlaubt. Dabei wird die Vene mitsamt einem dünnen Mantel von umliegendem Gewebe entnommen, was das Risiko von Schäden und Komplikationen deutlich reduziert. Diese Methode minimiert direkte Berührungen der Vene während der Entnahme, was zu einer verbesserten Qualität des Gefäßes führt.
Reduzierte Gesundheitskosten
Konventionelle Systeme sind stabförmig und müssen umständlich um die Vene bewegt werden. Dazu braucht man ein Endoskop. Nicht so bei AutoVein. Dadurch wird der Trainingsaufwand für die chirurgischen Teams verringert und – sehr wichtig – die Operationszeit für die Venenentnahme beträchtlich verkürzt. Die Dauer einer Bypassoperation liegt je nach Zahl der Überbrückungen und dem Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten zwischen drei und sechs Stunden – sofern keine Komplikationen auftreten. Jede Minute weniger OP-Zeit schont die Patientin oder den Patienten, entlastet das OP-Team und reduziert die Kosten für das Gesundheitssystem.
Marktführerschaft als Ziel
Das Gründungsteam besteht aus Michael Flatscher, einem Wirtschaftsingenieur und Master in Biomedical Engineering – er hat AutoVein entwickelt und auch bei einem israelischen Start-up bereits Erfahrungen gesammelt –, dem Herzchirurgen Ingo Crailsheim-Broutin, dem Finanzexperten Walter Heindl und Johannes Moser, einem diplomierten Gesunden- und Krankenpfleger und intimen Kenner des österreichischen Gesundheitssystems. Das Team geht mit AutoVein in einen Markt, der von zwei Medizinprodukten dominiert wird. Keines der bisherigen Produkte weist die speziellen Eigenschaften von AutoVein auf. Der globale Markt für Venenentnahmesysteme ist mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro beträchtlich – bei deutlich steigender Tendenz. Wegen der Vorteile ihres Produkts und seines Potenzials, die Versorgung der Patientinnen und Patienten merklich zu verbessern, sind die Gründer zuversichtlich, in absehbarer Zeit die Marktführerschaft zu erreichen. Bis Ende 2026 sollen alle notwendigen Schritte für die Zulassung in den USA (bei der FDA) und der EU (nach der MDR) eingeleitet sein. Aktuell wird die Entwicklung des funktionsfähigen Prototyps zu einem produktionsreifen Design vorangetrieben.
„AutoVein soll nicht nur das Leben der Chirurginnen und Chirurgen einfacher machen, sondern vor allem das Leben der Patientinnen und Patienten verlängern. Dabei hat das aws Programm bislang eine entscheidende Rolle gespielt, indem es nicht nur finanzielle Unterstützung für die Entwicklung unseres Produkts bereitstellt, sondern auch wertvolle Beratung und Kontakte vermittelt.“ - Michael Flatscher (CEO)
Tipp: Wir empfehlen angehenden Gründerinnen und Gründern, sich auf die Bildung eines starken Teams mit vielfältigen Fähigkeiten und Erfahrungen zu konzentrieren. Es ist auch wichtig, sich frühzeitig um Finanzierungsmöglichkeiten zu kümmern und Partnerschaften aufzubauen, um das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens zu unterstützen.