Holloid
Holloid entwickelt Hard- und Software für 3-D-Mikroskopie, die die technologische Lücke in der mikrobiologischen Prozesskontrolle für Wirkstoffe, Lebensmittel, grüne Chemie und Umweltmonitoring schließt.
aws Seedfinancing | 2023 | Deep Tech | Life Sciences | Wien
Mikroben sind geduldige Mitarbeiter, sehr vielfältig – und sie arbeiten nachhaltig. Es gibt eine große Zahl solcher natürlich vorkommender Mikroorganismen (u. a. Bakterien, Hefen, Mikroalgen). Die Gentechnik vergrößert diesen Pool noch. Das Problem liegt in der Unberechenbarkeit der Mikroben. Bislang ist die Steuerung von Bioprozessen aufwendig und lückenhaft. Es lässt sich nicht ausreichend kontrollieren, welche erwünschten oder unerwünschten Mikroben vorhanden sind und was sie in der Produktionslinie bewirken. Konventionelle Analysemethoden erlauben nur begrenzte Einblicke. Klassische optische Mikroskope haben wenig Durchsatz, erfordern geschultes Personal und liefern subjektive Beurteilungen auf der Grundlage einer nicht repräsentativen Auswahl von Mikroben. Andere Kontrollmethoden wie Plattierung oder PCR sind empfindlich und können Mikroorganismen identifizieren, erfordern jedoch Laborbedingungen oder externe Analysen – was noch mehr Zeit und Ressourcen verschlingt.
Das Team von Holloid hat sich vorgenommen, die blinden Flecken in hygiene- und bioreaktorbasierten Produktionslinien zu beseitigen. Das Spin-off der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hat ein 3-D-Mikroskop (Holografie) entwickelt, das in Kombination mit einer KI-gestützten Software automatisch und kontinuierlich Messungen von Bakterien, Algen und Hefen, aber auch Mikroplastik und anderen Mikropartikeln ermöglicht. Konventionelle Mikroskopiemethoden werden zur Qualitätskontrolle in der Regel nur einmal täglich durchgeführt; es gibt eine stundenlange Zeitverzögerung. Holloid schafft durch seine Echtzeitanalyse einen Durchsatz, der eine Million Mal höher ist, als bei manueller Mikroskopie zu erreichen wäre. In der Pharmabranche, bei Lebensmitteln, in der chemischen Industrie und im Umweltmonitoring herrscht großer Bedarf an einer lückenlosen Qualitäts- und Bioprozesskontrolle.
24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche
Die neue Technologie erlaubt eine mikroskopische 24/7-Kontrolle in nahezu jeder Umgebung – und das unter betriebswirtschaftlich attraktiven Bedingungen. Die Einführung automatisierter Mikroskopie wird nach Angaben des Unternehmens Prozesskontrolle und Produktsicherheit in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie revolutionieren. Die Hardware gewinnt Bilddaten direkt aus dem zu überwachenden Prozess (Big Data). Die Software as a Service analysiert diese Daten 1.000-mal schneller (bei 1.000.000-mal höherem Durchsatz) als derzeit angewendete manuelle Verfahren. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können Ressourcen gespart, Produktionszeiten optimiert und nachhaltige Herstellungsmethoden etabliert werden.
Erfahrenes Team
Peter van Oostrum, der Erfinder der Technologie, arbeitete gemeinsam mit dem gründungserfahrenen Erik Reimhult (Departmentleiter an der BOKU, zuletzt BrightComSol) mehr als zehn Jahre an der holografischen Mikroskopie. Die Mitgründerin Pinar Frank leitete ein Team zur Mikroskopie-Entwicklung und Marcus Lebesmühlbacher hat lange Erfahrung im Bereich Venture Capital. Das bildgebende 3-D-Verfahren von Holloid ist in Hard- und Software in beliebiger Zahl reproduzierbar und in vielen Branchen nutzbar, was der Skalierbarkeit keine Grenzen setzt. Erste Kernmärkte sind Institute und Unternehmen, bei denen Zellbestimmung („cell count“) und Pathogen-Screening von Bedeutung sind, zum Beispiel Pharmakonzerne und Lebensmittelproduzenten.
„Neben der finanziellen Unterstützung durch die aws in einer sehr frühen Phase der Entwicklung haben wir stark von der Beratung zu Themen wie Innovationsschutz, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung profitiert. Und es hat sich erwiesen, dass eine Förderung der aws als Qualitätsmerkmal gilt: Der dafür nötige Check von Team, USP und Geschäftsplan schafft Vertrauen bei potenziellen Investoren.“ - Pinar Frank (CPO)
Tipp: Achten Sie auf ein langfristig gut funktionierendes Gründungsteam. Dazu gehören schonungslos offene Gespräche über alles, was Zündstoff für Konflikte sein könnte. Themen wie Cliff und Vesting, also der Umgang mit Unternehmensanteilen, sollten ganz am Anfang besprochen werden – noch bevor Investoren zum Unternehmen stoßen.