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WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN

Idee -Patent -Erfolg Der Weg zum Erfolg ist oft schwierig

Wer hat 's erfunden? Dass diese Frage sofort Assoziationen an das Schweizer Kräuter-Bonbon weckt, bestätigt die durchschlagende Kraft dieses Werbeslogans. Darüber hinaus fordert diese Frage aber auch ...

Wer hat 's erfunden? Dass diese Frage sofort Assoziationen an das Schweizer Kräuter-Bonbon weckt, bestätigt die durchschlagende Kraft dieses Werbeslogans. Darüber hinaus fordert diese Frage aber auch eine Antwort, die über Wohl und Wehe, Reichtum und Armut, Erfolg oder Misserfolg innovativer Geister entscheiden kann. Zwischen Genialität und Reichtum oder Anerkennung liegen Welten. Die komplexe Welt der Patente und der Schutzrechte etwa. Wie clever man sich in dieser Welt bewegt, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie eine gute Idee in die Geschichte eingeht. Der Kufsteiner Josef Madersperger (1768-1850) hat die Nähmaschine erfunden und beendete sein Leben dennoch als gewöhnlicher Schneidermeister. Peter Mitterhofer (1822-1893) erging es ähnlich. Der Südtiroler hatte die Schreibmaschine erfunden, doch war es die amerikanische Firma Remington, die damit erfolgreich den Markt eroberte. Christian Reithmann (1818-1909) schließlich erfand den Zweitakt-Gasmotor und entwickelte drei Jahre vor Nikolaus Otto das Viertaktprinzip. Ein Patentstreit ging zugunsten des Fieberbrunners aus, doch weil er sich - schwer unter Druck gesetzt -von Otto abfinden ließ und ihm seine Erfindung überließ, war es der Ottound nicht der Reithmann-Motor, der die Automobil-und Motorradwelt bewegte. Auch die Biografien anderer großer Erfinder werden von ihrer Fähigkeit, Genialität mit Geschäftssinn zu verbinden, geprägt. Der "Magier der Elektrizität" Nikola Tesla zum Beispiel, dessen Denk-und Innovationskraft sich in rund 700 Patenten ausdrückte, hat mit seiner Leidenschaft für das Wechselstromsystem auch die Elektrifizierung der Erde entscheidend vorangetrieben. Dass der Konzern Tesla Motors nach ihm benannt wurde, ist eine posthume Ehre. Tesla starb verarmt und verkannt in einem Hotelzimmer, während sein Gegenspieler in Stromangelegenheiten, Thomas Alva Edison, ein unternehmerisches Imperium aufbaute. Dass Edison als Erfinder der Glühbirne bekannt wurde, ist bizarr. Erstens weil er sie gar nicht erfunden hat und zweitens weil das Patent für die Glühbirne nur eines von rund 1.000 Patenten war, die auf seinen Namen registriert wurden.

Über das Patent hinausdenken "Viele meinen, wenn sie ein Patent haben, werden sie reich. Das ist eine Denkfalle", weiß Anja Niedworok, Expertin für Innovationen, Marken und Patente der Wirtschaftskammer (WK) Tirol, und hält fest: "Nur bis zum Patent zu denken reicht nicht. Die Perspektiven, der Markt, die potenziellen Kunden - kurz ein Geschäftsmodell -sind mindestens genauso wichtig." Vereinzelt gibt es sie, die Geistesblitze, die den Erfinder ohne weitere Anstrengungen reich machen. Ein junger Afroamerikaner beispielsweise, der Heftpflaster in allen Braunschattierungen erfand, ist eine solche Ausnahme. Die gängigen, in Hautrosa gehaltenen Pflaster hatten eine damit geschützte Verletzung bei dunkelhäutigen Menschen weithin sichtbar gemacht. Die Idee, den Heftpflastern Farbe zu verleihen, war so einfach wie genial. Sie wurde geschützt, an einen Pharmaziekonzern verkauft und der Erfinder wurde reich. Derartige Highlights sind faszinierend, weltweit aber äußerst selten. In Tirol ist die Wirtschaftskammer darum bemüht, Innovationen von Beginn an in die richtige Richtung weiterzudenken und zubringen. Madersperger, Mitterhofer oder Reithmann hätten diese Unterstützung gut brauchen können. Heute erfahren Tiroler Erfinder und Entwickler bereits in einem Erstgespräch, worauf sie bei einer Patentanmeldung zu achten haben.

Am Anfang steht die Patentrecherche Einer der entscheidenden ersten Schritte ist die Patentrecherche, in deren Verlauf sich zeigt, ob die Idee bereits patentiert oder geschützt wurde. "Oft können nur Teilaspekte geschützt werden. Das ist ein relativ komplexes Thema", erläutert Anja Niedworok. Diese Recherche, bei der auch Schutzrechtsstrategien thematisiert werden, wird von der Tiroler Beratungsförderung zu 50 Prozent unterstützt, auch die FFG, die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft, bietet mit dem Patent.Scheck eine umfangreiche Unterstützung für potenziell bahnbrechende Innovationen an. "Und bei schwierigen Fragen haben Kunden die Möglichkeit, den Patentsprechtag in der Wirtschaftskammer in Anspruch zu nehmen", weist Niedworok auf die jeden Monat angebotenen Termine hin, in deren Verlauf mit professioneller Unterstützung eines Patentanwaltes noch tiefer in die erfinderische Materie eingedrungen werden kann. Patentanwälte sind -die Berufsbezeichnung leitet ein wenig in die Irre -keine Juristen, sondern Experten mit speziellen Zusatzausbildungen -vielfach aus dem naturwissenschaftlichen oder technischen Bereich.

Informationsvorsprung durch Beratung Im Jahr 2017 wurden 136 Tiroler Patente angemeldet. Werden die im selben Jahr erfassten Gebrauchsmuster hinzugerechnet, kann Tirol auf 177 Erfindungsanmeldungen verweisen. "Patente sind kein zuverlässiges Zeichen für die Innovationskraft in einem Land. Man betrachtet dabei ja nur ganz bestimmte technologische Erfindungen", erklärt Niedworok, "innovative Dienstleistungen oder nicht patentierbare Produkte finden dabei keinen Niederschlag." Und es gibt auch Fälle, in denen Erfinder die Patentwelt "umschiffen", indem sie andere Möglichkeiten finden, ihren "Schatz" zu schützen. Dass Oberösterreich in Patentfragen Spitzenreiter unter den österreichischen Bundesländern ist, liegt daran, dass die voestalpine jährlich eine Unmenge Patente anmeldet. Größere Innovations-Schmieden - ob Unternehmen oder Universitäten -haben eigene Experten, die sich um die Anmeldungen kümmern. Niedworok: "Zu uns kommt die gesamte Bandbreite an Erfindern - von Einzelerfindern, die in keinen größeren Organisationskontext eingebunden sind, bis hin zum KMU, das schon etwas weiter in der Materie ist." Für sie wird die ganze Bandbreite der Schutzmöglichkeiten abgedeckt und neben dem Erstgespräch und den Patentsprechtagen werden auch spezifische Services angeboten - mit dem Patentworkshop oder hochkarätigen Informationsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit der aws (Austria Wirtschaftsservice) und Vertretern des Österreichischen Patentamtes. zz

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