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BMK

Österreich forciert mit europäischer Initiative den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft

Europäische Kommission genehmigt Wasserstoff-Großvorhaben mit 14,2 Milliarden Euro – Österreich mit vier Unternehmen beteiligt

Im Kampf gegen den Klimawandel dürfen Österreich und andere EU-Staaten laut EU-Wettbewerbshütern die europäische Wasserstoffindustrie mit milliardenschweren Förderungen zur Forcierung der Energiewende unterstützen. Österreich beteiligt sich am Großprojekt Hy2Tech zu Wasserstofftechnologien mit insgesamt vier hochinnovativen und vielversprechenden Projekten.

Weil die Produktion von Wasserstoff als wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse gilt, ist auf EU-Ebene ein sogenanntes Important Project of Common European Interest (IPCEI) ins Leben gerufen worden. Mit diesen IPCEIs hat die Europäische Union ein spezielles Instrument entwickelt, wodurch die rasche und zielgerichtete Förderung transnationaler Kooperationen in ausgewählten industriellen Sektoren durch staatliche Beihilfen ermöglicht werden.

„Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für Klimaschutz und Energieunabhängigkeit. Dabei geht es um große Investitionen und wichtige Innovationen. Diese Entwicklung unterstützen wir mit voller Kraft“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Zudem begrüße sie sehr, dass gleich vier Projekte aus Österreich zum Zug kommen, die vorzeigten, „wie wir die klimaneutrale Transformation unserer Wirtschaft gestalten und dabei unseren Standort fit für die Zukunft machen“.

Österreich war von Anbeginn an den intensiven Verhandlungen und der Ausgestaltung der inhaltlichen Schwerpunktsetzung des ersten Wasserstoffprojekts auf diesem Level involviert. So unterzeichnete Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bereits im Dezember 2020 gemeinsam mit 22 weiteren Mitgliedstaaten der EU und Norwegen ein Manifest für die Entwicklung der europäischen Wertschöpfungskette für Wasserstoff-Technologien und –Systeme sowie eine Zusatzdeklaration, die auf die Produktion und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff fokussiert.

Tempo bei der Diversifizierung der Energiequellen

Neben dem nun genehmigten IPCEI Hy2Tech ist Österreich noch in der finalen Phase für ein zweites IPCEI im Bereich Wasserstoff mit einem Fokus auf industrielle Anwendung (IPCEI Hy2Use) – für beide Projekte stehen über die Europäische Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) in Summe 125 Millionen Euro zur Verfügung.

Am europäischen Gesamtvorhaben des IPCEI Hy2Tech beteiligen sich insgesamt 41 Projekte von 35 Unternehmen aus 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die involvierten Mitgliedstaaten schütten Beihilfen in Höhe von mehr als 5,4 Milliarden Euro aus, die über die nächsten Jahre insgesamt zusätzlich 8,8 Milliarden Euro an privaten Investitionen auslösen werden.

Das Vorhaben verfolgt das Ziel, eine wettbewerbsfähige, innovative und nachhaltige europäische Wasserstoff-Wertschöpfungskette aufzubauen. Der Fokus liegt auf der Förderung von hochinnovativen Projekten entlang der gesamten Wettschöpfungskette – von der Entwicklung und der Hochskalierung neuer hocheffizienter Elektrolyseprozessen und Brennstoffzellensystemen über innovative Speicher und Transporttechnologien bis zur Nutzung von Wasserstoff in Industrie und schwer zu elektrifizierenden Bereichen im Mobilitätssektor, wie etwa im Schwerverkehr, in der Schiff- und Luftfahrt. Das Vorhaben steht somit auch voll im Einklang mit der erst im Juni veröffentlichten nationalen Wasserstoffstrategie.

„Wasserstoff hat ein enormes Zukunftspotenzial. Er ist für die Diversifizierung der Energiequellen und den ökologischen Wandel unverzichtbar“, sagte die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Binnenmarktkommissar Thierry Breton betonte, das Vorhaben könne dazu führen, dass EU-Unternehmen in der Wasserstoffindustrie führend werden.

Von Seiten des Wirtschaftsministerium heißt es zudem, dass sich diese Projekte zum Ausstieg aus den Fossilen auch spürbar auf den Arbeitsmarkt auswirken und ein hohes Beschäftigungspotenzial bieten würden. Nach Angaben der EU-Kommission sollen durch das Wasserstoff-IPCEI 20.000 Arbeitsplätze direkt geschaffen werden.

Währenddessen ist bekannt geworden, dass im Burgenland der bisher größte Elektrolyseur Österreichs entstehen soll. Aus 300 MW Wind- und Sonnenenergie können im Vollausbau künftig 40.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Damit ist das Projekt – initiiert von Burgenland Energie gemeinsam mit VERBUND und Partnern – auch im europäischen Vergleich eines der größten Wasserstoffprojekte. Bei der Präsentation des Projekts hoben Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, sowie die Vorstandsvorsitzenden von VERBUND Michael Strugl und Burgenland Energie Stephan Sharma unisono die Bedeutung von grünem Wasserstoff als wichtigen Baustein für Energieunabhängigkeit und zur Klimaneutralität hervor.

Die vier österreichischen Projekte

Von österreichischer Seite sind die Unternehmen AVL List, Christof Industries, Robert Bosch und Plastic Omnium New Energies Wels beteiligt: 

AVL entwickelt den weltweit ersten 1-MW- Hochtemperaturelektrolyseur auf Basis metallgestützter Zellen (MSCs) bis zur Serienreife. Dadurch kann erneuerbarer Wasserstoff mit deutlich höherem Wirkungsgrad und somit kosteneffizienter hergestellt werden, als es mit derzeit verfügbaren Technologien möglich ist. Mit der Integration dieses Systems in verschiedenste Industriezweige leistet das Projekt einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energie- und Industriesystems.

Christof Industries industrialisiert den weltweit ersten 1-MW-Hochtemperaturelektrolyseur auf Basis metallgestützter Zellen (MSCs) und leitet diesen in eine Serienproduktion über. Dadurch kann erneuerbarer Wasserstoff deutlich kosteneffizienter und mit höherem Wirkungsgrad hergestellt werden, als es mit derzeit verfügbaren Technologien möglich ist. Mit der Integration dieses Systems in verschiedenste Industriezweige leistet das Projekt einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energie- und Industriesystems.

Bosch entwickelt und fertigt in Österreich Einspritzausrüstungen für Großmotoren. Die weltweiten Anwendungsfelder umfassen dabei Schifffahrt, dezentrale Energieerzeugung, Lokomotiven- und Industrieanwendungen. Um die Unabhängigkeit des Großmotorensektors von fossilen Energieträgern maßgeblich voranzutreiben, entwickelt Bosch im Zuge des Projekts eine neue Generation von Einspritzausrüstung zur Nutzung alternativer Kraftstoffe wie Wasserstoff und Methanol.

Plastic Omnium New Energies Wels wird im Projekt ein Wasserstoff-Brennstoffzellensystem für schwere Nutzfahrzeuganwendungen (Lkw, Bus, etc.) als serienfähiges Produkt und den dafür notwendigen Produktionsprozess entwickeln. Innovationen bei Komponenten, im Prozess und in der Betriebsstrategie der Brennstoffzelle sollen den Wirkungsgrad, die Lebensdauer und die Umweltfreundlichkeit im Lebenszyklus steigern. Durch Anwendung und Übertragung von Fertigungsprozessen aus der Autoindustrie und den Einsatz von modernen Automatisierungs- und Digitalisierungstechnologien sollen sowohl die Herstellkosten als auch die Entwicklungszeit bis zur Alltagstauglichkeit entscheidend verkürzt werden.

Das Instrument IPCEI soll grundsätzlich die Bildung von großen europäischen Konsortien ermöglichen, die mithilfe von staatlichen Beihilfen und privaten Investitionen innovative und nachhaltige Einzelprojekte in Schlüsselbereichen der europäischen Industrie durchführen. IPCEI-Beihilfen sind an strenge Auflagen geknüpft, die gewährleisten sollen, dass das gewonnene Knowhow möglichst umfassend verbreitet wird und so positive Spillover-Effekte für die europäische Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erreicht werden. Bislang ist Österreich an einem IPCEI im Bereich der Batterieindustrie und einem IPCEI im Bereich der Mikroelektronik-Wertschöpfungskette aktiv beteiligt. Derzeit streben das BMK gemeinsam mit dem BMAW zudem auch Teilnahmen an einem zweiten IPCEI Wasserstoff mit einem Fokus auf Anwendungen von erneuerbaren Wasserstoff in der Industrie (Hy2Use) und an einem weiteren IPCEI im Bereich der Mikroelektronik-Industrie an. Darüber hinaus läuft aktuell eine Bedarfserhebung für eine etwaige österreichische Teilnahme an IPCEI Photovoltaik.

IPCEI: Informationen auf der aws Internetseite

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